Projekt
Planung des Grimmhauses
Die ersten Pläne für das Grimmhaus sehen verschiedene Nutzungsmöglichkeiten vor. Es können unterschiedlich große Flächen für Ausstellungen, Vorträge, Büros und Wohnzwecke geschaffen werden. Die Büros können für Forschungen zur Familie Grimm und deren Wirken auf den unterschiedlichsten Gebieten genutzt oder für fremde Nutzungen vermietet werden. Die Konzeption mit variablen Nutzungen bietet somit die Möglichkeit, sich auch von Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten leiten zu lassen.
Vier Nutzungsvarianten (und mehr) sind bisher in einer Vorplanung erfasst: Bei der MINI-Variante ist die eigentliche Ausstellungsfläche auf das Nötigste reduziert. Diese Variante ist zugleich die wirtschaftlichste Version. Die MIDI-Variante und die MAXI-Variante haben einen größeren Anteil an Ausstellungsfläche. In der MAXI-Plus-Variante gehört das Grimmhaus vollständig der Präsentation der Grimms.
(Wir danken Marlene Lischke und Wolfgang Geissler für die Mitwirkung bei der Vorplanung)
MINI-Variante
Erdgeschoss Ausstellungsräume 185 qm
angeschlossener Garten
Kleingastronomie
Öffentliche Toilette
Obergeschoss Büro A 80 qm
Büro B 40 qm
Büro C 55 qm
Dachgeschoss Wohnung 130 qm
Appartement 60 qm
MIDI-Variante
Erdgeschoss Ausstellungsfläche 300 qm
Kleingastronomie
Öffentliche Toilette
Obergeschoss Büro A 80 qm
Büro B 40 qm
Büro C 55 qm
Dachgeschoss Wohnung 130 qm
Appartement 60 qm
MAXI-Variante
Erdgeschoss/Obergeschoss Ausstellungsfläche 460 qm
(einschließlich 140 qm Saal / Vorträge)
Erdgeschoss Kleingastronomie
Öffentliche Toilette
Obergeschoss Büro C 55 qm
Dachgeschoss Integriertes Büro 120 qm
Appartement 60 qm
Maxi-plus-Variante
Erdgeschoss/Obergeschoss Ausstellungsfläche 520 qm
(einschließlich 140 qm Saal / Vorträge)
Erdgeschoss Kleingastronomie
Öffentliche Toilette
Obergeschoss Begehbares Gründach 150 qm
Dachgeschoss Integriertes Büro 120 qm
Appartement 60 qm
FAQ zum Grimm-Haus

Foto: Medienzentrum Hanau - Bildarchiv; Das Haus war hellrot angestrichen. Es hieß: "Haus zur Grünen Linde"
Abbildung: Stadtbild Deutschland e.V.
Warum ist die Errichtung des Grimm-Hauses so wichtig für Hanau?
Mit den Brüdern Grimm als ihrer Geburtsstadt verfügt Hanau über ein Erbe der Literaturgeschichte mit weltweitem Renomee. Die Märchensammler und Germanisten Jakob und Wilhelm Grimm und ihr "Malerbruder" Ludwig Emil sind die bedeutendsten Söhne der Stadt, die Touristen aus aller Herren Länder an Main und Kinzig zieht. Ende des 18. Jahrhunderts wohnten sie als Kinder im Haus zur Grünen Linde in der Langstraße 41. Mit der Wiedererrichtung des Wohnhauses besteht die Riesenchance, das Erbe der drei Brüder zu pflegen und ins Bewusstsein der Bürger und Besucher zu rücken. Die Grimms sind ein Werbeträger erster Güte.
Warum soll das Grimm-Haus nicht an der ursprünglichen Adresse, sondern auf der gegenüberliegenden Straßenseite nachgebaut werden?
Das ursprüngliche Grundstück Langstraße 41 ist in den Bau des Verwaltungstraktes des Rathauses einbezogen worden. Es steht nur das Grundstück Langstraße 56 zur Verfügung. Für den Wiederaufbau eines Wohnhauses berühmter Persönlichkeiten an anderem Ort gibt es Vorbilder. Eines davon ist das Leibnizhaus.
Leibnizhaus
Der berühmte Philosoph, Historiker und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) bezog 1689 ein Bürgerhaus in der Schmiedestraße 10 in Hannover. Hier wohnte und wirkte er. Beim Luftangriff auf Hannover im Juli 1943 wurde das Leibnizhaus nahezu völlig zerstört. In Jahre 1964 wurde auf einen Wiederaufbau verzichtet. Statt dessen wurde das Grundstück mit einem Parkhaus bebaut. 1977 begannen die Planungen für das Leibnizhaus auf dem ca. 200 m weiter gelegenen Holzmarkt. 1983 wurde das Leibnizhaus als ein Neubau mit der weitgehenden Rekonstruktion der Fassade eingeweiht.
Es gab zunächst eine anhaltende Kritik an einer Rekonstruktion am fremden, nicht authentischen Ort, der fehlenden Materialtreue und an der Tatsache, dass nur die Fassade wiederhergestellt wurde.
Heute gilt: Für den Hannoveraner wurde nicht die Fassade des Leibnizhauses rekonstruiert, sondern das Leibnizhaus.
Grimm-Haus
Die Brüder Grimm wohnten von 1788 bis 1791 zusammen mit ihrer Familie in der Langstraße 41 in Hanau. Beim Luftangriff am 19. März 1945 wurde des frühere Wohnhaus der Famile Grimm völlig zerstört. Im Jahre 1960 wurde das Grundstück in den Neubau eines Verwaltungstraktes des Rathauses einbezogen. 2016 wurde die Erinnerung an das Grimm-Haus durch eine Wandgestaltung erstmals wieder sichtbar gemacht. Im Jahr 2020 begannen die Planungen für die Wiedererrichtung des Grimm-Hauses auf dem gegenüberliegenden Grundstück Langstraße 56. Es könnte als Neubau mit der weitgehenden Rekonstruktion der Fassade im Jahr 2022 eingeweiht werden.
Heute gibt es zunächst Fragen zu einer Rekonstruktion am nicht exakt authentischen Ort, zu fehlender Materialtreue und zu der Tatsache, dass nur die Fassade wiederhergestellt werden soll.
Nach dem Wiederaufbau gilt: Für die Hanauer wurde nicht die Fassade des Grimm-Hauses rekonstruiert, sondern das Grimm-Haus.
Gibt es in Hanau ein Beispiel für die Wiedererrichtung eines historischen Gebäudes an einer anderen Stelle?
Schon das Wachthaus des Nürnberger Tores in der Nürnberger Straße wurde vor Jahren entgegen dem ursprünglichen Standort auf der gegenüberliegenden Straßenseite wiederaufgebaut. Es wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und war lange Jahre vom Abbruch bedroht. Die baulichen Reste des Wachthauses wurden abgetragen und auf der gegenüberliegenden Straßenseite wiederhergestellt (transloziert). Das flache Walmdach wurde nach historischen Darstellungen rekonstruiert.
Ist der Nachbau des Grimm-Hauses ein Beitrag für historische Nachhaltigkeit?
„Historische Nachhaltigkeit“ zu sichern ist ein Postulat seit dem 19. Jahrhundert. Dies wird durch die neue Erzeugung von historischen Bildern ermöglicht. Der Nachbau des Grimm-Hauses ist ein unverzichtbarer Bestandteil Hanauer Erinnerungskultur.
Seit wann gibt es den Platz, an dem das Grimm-Haus errichtet werden soll?
Bis zur Kriegszerstörung 1945 bestand an dieser Stelle ein Straßenraum, der die Philipp-Ludwig-Anlage an der Esplanade am Freiheitsplatz in Höhe des Theatercafes und des Röhrenbrunnens mit der Rathausrückseite in der Langstraße verband. Ab 1956 wurde mit der Neubebauung des so genannten Kammgebäudes die Südseite der Straßenraumes zum Freiheitsplatz geschlossen. Der verbliebene Straßenraum bekam die Funktion einer Zufahrt zur Hausrückseite dieses Neubaus, der wie ein gezackter Kamm aussieht. Der verbliebene unbebaute Zwischenraum war weder Straße noch Platz. Mit dem Bau des Grimm-Hauses wird ein städtebaulicher Kontext von Gebäuden geschaffen, der die Freifläche zu einem kleinen Stadtplatz fasst.
Darf das Grimm-Haus in mitten von Bauten der Nachkriegsarchitektur nachgebaut werden?
Zusammen mit den Nachbarhäusern entsteht eine komplette Häuserzeile, die ihren Ursprung in der Zeit vor der Kriegszerstörung hat. Dazu werden die Nachbarhäuser um ein typisches Neustädter Satteldach mit Gauben ergänzt. Die Häuserzeile stellt ein Ensemble dar, das sich gegenüber dem Verwaltungstrakt der Stadtverwaltung und dem architektonischen Solitärbau der Deutschen Bank gleichwertig behaupten kann.
Warum dürfen nicht ausschließlich die Architekten und Stadtentwickler entscheiden?
Der öffentliche Raum ist nicht ausschließlich ein Fachthema von Architekten und Stadtplanern. Er ist vielmehr ein bedeutender Teil des Lebensraums unserer Gesellschaft und damit eine zutiefst öffentliche Frage, die alle Teile unserer Gesellschaft betrifft.